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Stadtplanung: Die „Grüne Harfe“ – verstimmt
Essen. Wieder wird’s wohl nichts mit dem geplanten Wohnbau auf der Ackerfläche in Heidhausen. Verwaltung zieht Vorlage zurück.
Seit 1990 spielt sie schon eine Rolle in der Stadtpolitik, aber sonderlich viel Wohlklang hat die „Grüne Harfe“ in diesen zwei Jahrzehnten noch nicht produziert, im Gegenteil: Die weitläufige Ackerfläche in Heidhausen, malerisch gelegen zwischen der Straße Grüne Harfe und der Barkhovenallee, bleibt offenbar ein Zankapfel zwischen jenen, die die Freifläche sichern und jenen, die hier hochwertigen Wohnungsbau möglich machen wollen.
In seiner heutigen Sitzung sollte der Planungsausschuss eigentlich seinen Segen dazu geben, dass der Bebauungsplan „Grüne Harfe“ ins normale Arbeitsprogramm aufgenommen wird – zum dritten Mal abgespeckt, wie Planungsdezernent Hans-Jürgen Best hörbar seufzt, sowohl was die zu bebauende Fläche, als auch was die Zahl der Wohneinheiten angeht.
Rund 140 bis 150 Einfamilienhäuser sollten es zum Schluss noch werden – statt der einst geplanten 400. Doch in letzter Sekunde hat die Verwaltung gestern entschieden, das Papier vorerst nicht zur Abstimmung zu stellen. „Es sind noch einige Fragen zu klären, heißt es aus dem Deutschlandhaus, doch der eigentliche Grund liegt auf der Hand: Es drohte eine Niederlage, und die will keiner riskieren, bevor man nicht die letzte Chance zum Kompromiss ergriffen hat.
Viererbündnis zuckt zurück
„Wenn da nicht gebaut werden darf, kann man das Bauen in Essen einstellen“, ärgert sich Planungsamtsleiter Thomas Franke, der wie Best einen Bedarf von stadtweit 2700 Wohneinheiten sieht. Allein im Süden sollen es laut einer Analyse 600 Wohneinheiten sein.
Dabei scheitert der Plan, die „Grüne Harfe“ zumindest ins Arbeitsprogramm aufzunehmen, diesmal offenbar nicht an ins Feld geführten Verkehrs- oder Umweltproblemen, sondern am politischen Kalkül: Nachdem die SPD signalisiert hatte, dass sie Wohnungsbau an der „Grünen Harfe“ ablehnen würde, mochte das Viererbündnis aus CDU, Grünen, FDP und Essener Bürger Bündnis nach dem Beschluss zum Sparpaket nicht schon wieder für die Sozis die Kastanien aus dem Feuer holen – und deutete eine mögliche Enthaltung an. Den Grünen dürfte dies schon deshalb entgegen kommen, weil sie selbst in der Ratsfraktion gespalten sind.
Welchen Nachhall Misstöne an der „Grünen Harfe“ erzeugen können, wissen zwei erfahrene Werdener Politiker nur zu gut: Der langjährige Bezirksbürgermeister Hanslothar Kranz von der CDU geriet als „Umfaller“ in Misskredit, weil er sich immer gegen eine Bebauung ausgesprochen hatte, als es konkret wurde aber dafür einsetzte.
Und Heribert Rüsing von den Grünen hängte einst vor allem deshalb den Sprecherposten an den Nagel, weil seine Parteikollegen für den Regionalen Flächennutzungsplan stimmten, der Wohnbau in der Heidhauser Idylle möglich macht – während er sich mit örtlichen Mitstreitern dagegen aussprach. Die Bebauungsgegner fanden und finden dabei in einer Bürgerinitiative Unterstützung.
Und dann wäre da noch Thyssen-Krupp: Dem Unternehmen gehört die fragliche Fläche im beschaulichen Heidhausen – und nach dem Umzug von Düsseldorf nach Essen hätte man hier wenigstens einem Teil der Belegschaft gern ein Wohnangebot gemacht. Dies wird jetzt nicht gehen – was man im Unternehmen nicht sonderlich toll findet, gelinde gesagt: Man wäre gern nicht nur als Steuerzahler willkommen.
Bislang vergeblich.
Essen, 16.09.2010, Tankred Stachelhaus, Wolfgang Kintscher
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