Rettet die Grünflächen

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Ein schönes Fleckchen Erde

23.08.2010

Werden. Warme Sommerson­ne schien auf das Stoppelfeld, als Mitglieder der Bündnisgrü­nen ihren farblich passenden Sonnenschirm mitten auf der Brenscheidtstraße aufspann­ten. „Wenn ein Bebauungs­plan für die Grüne Harfe ange­schoben wird, gehen wir wie­der auf die Straße", hatte Lud­ger Hicking am 1. Juli 2009 angekündigt.
Nun war es so weit. Genau ein Jahr später, im Juli 2010, hatte die CDU im Stadtpla-nungsausschuss vorgeschla­gen, das Planverfahren für die Grüne Harfe einzuleiten. Mit der Argumentation, es bestehe Beratungsbedarf, hatte die SPD den von Bezirksvertreter Daniel Behmenburg als „Über­raschungsangriff" bezeichne­ten Antrag auf eine Sitzung nach der Sommerpause ver­schieben können.
Das Treffen der Bürgerini­tiative zur Rettung des letzten Felds inmitten der geschlosse­nen Bebauung zwischen Wer­den und Heidhausen fand gro­ßen Zuspruch. Rund 70 Bür­ger waren erschienen, darunter auch die Bezirksver­treter Reinhold Schulzki (SPD) und Rainer Wild (FDP).

Grünen-Ratsfrau Elisabeth van Heesch-Orgass begrüßte Kai Gehring, den Essener Bundestagsabgeordneten ihrer Partei. Die Rechtsanwäl-tin betonte, man wolle mit dem Meeting „ein Zeichen set­zen, dass wir den Kampf gegen eine Bebauung der Grünen Harfe nicht aufgegeben haben, nicht aufgeben, nicht aufgeben werden!" Auch wenn es grundsätzlich zulässig sei, dort zu bauen, so heiße das noch lange nicht, dass dies tatsäch­lich geschehen müsse.
Werdener Straßen sind bereits jetzt überlastet
Damit kein weiterer „wert­voller Naturraum" geopfert werde, versuche man in ihrer Fraktion, „hinter den Kulissen Mehrheiten gegen die Bebau­ung des im Eigentum von ThyssenKrupp befindlichen Grundstücks zu finden". Weder wünsche man sich ein „Managerghetto" mit 140 Wohnungen, in die ausschließ­lich leitende Kräfte der Fir­mengruppe einzögen, noch könne der durch den Zuzug bedingte Autoverkehr von den bereits überlasteten Werdener Straßen bewältigt werden.

Peter Maas, Bezirksvertreter der Grünen für Heidhau­sen, schlug die Bebauung von Industriebrachen anstelle von Grüngürteln vor, um in Essen Wohnraum zu schaffen. Maas warnte zugleich vor einer „Intensivierung der Feinstaub­belastung" durch steigende Kfz-Zahlen. Dr. Horst Pomp, Beirat der Unteren Landschaftsbehörde, bezeichnete es als grotesk, dass die Stadt Essen einerseits soeben ein Papier zur Erhal­tung der biologischen Vielfalt unterzeichnet habe, das die intelligente Nutzung ökolo­gisch sensibler Gebiete propa­giere, mit Blick auf die Grüne Harfe hingegen auf den Woh­nungsbedarf im Essener Süden verweise. „Wir haben in unserem Stadtteil rund 100 leer stehende Häuser plus 250 leer stehende Wohnungen in hervorragender Lage, die man mieten oder kaufen kann."Kai Gehring: „Gerade die Sommerpause ist eine gute Zeit, darüber nachzudenken, ob es Sinn machen könnte, hier zu bauen", sagte der Abge­ordnete, der seine Kindheit in Werden und Heidhausen ver­bracht hat. „Was jedoch ohne ein Verkehrskonzept zu haben, nicht infrage kommt. Im Vordergrund steht, die Grünflächen zu erhalten und zu schützen. Gesucht werden nun Koalitionspartner im Stadtrat, damit die Bagger nicht anrollen und die Grüne Harfe erhalten bleibt."
Bürgerinitiative spricht Hochachtung aus
Nachdem die Vertreter der Bürgerinitiative, Ludger Hicking und Christoph Flei­scher, sowohl den vielen akti­ven Heidhauser und Werde­ner Bürgern wie auch den Ver­tretern der Grünen ihre „Hochachtung" für das Enga-

HINTERGRUND

Am 26. Februar 2008 erfolgte die Zustimmung zum Regiona­len Flächennutzungsplan in der Bezirksvertretung IX, durch den die Möglichkeit einer Bebau­ung der Grünen Harfe näher rückte. Die Bezirksvertreter stimmten dem Antrag der CDU-Fraktion mit elf Ja-Stimmen (CDU, FDP) gegen acht Nein-Stimmen aus den Reihen von SPD (5), Bündnis 9O/ Die Grü­nen (2) und Essener Bürger-Bündnis (1) zu. Indem Antrag gement ausgesprochen hatten, zerstreuten sich die Gäste in einzelne Grüppchen.
Diskutiert wurde noch bis halb neun, und Susanne Ber­ger, Bezirksvertreterin der Grünen im Bezirk IX, brachte das Gefühl vieler Mitstreiter auf den Punkt, als just der Mond über der weiten, immer noch sonnenbeschienenen Ebene aufging. „Dies ist ein schönes Fleckchen Erde." Was auch die Hunde fanden, die es sich auf dem warmen Boden des Felds zu Füßen der vielen um die Natur Besorgten bequem gemacht hatten.
hatte die CDU die Ausweisung weiterer Flächen für den Bau von hochwertigen Ein- und Zweifamilienhäusern mit Grün­flächenbereichen gefordert, u.a. auch in Heidhausen. Die Niederschrift zu der Sitzung enthält den Hinweis, dass die Fläche Grüne Harfe/ Barkhove-nällee bereits „mindestens seit 1961" in einem einfachen Bebauungsplan und im Flä­chennutzungsplan als Wohn­baufläche ausgewiesen ist.

 

 

WAZ 23.8.2010
von Beatrix Stan


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